Wildcampen in der Schweiz – ist das erlaubt? Oder verboten? Und was versteht man unter dem Begriff Wildcampen oder frei stehen eigentlich? In diesem Artikel möchten wir aufklären, ob und wo man mit dem Van, dem Wohnmobil oder dem Dachzelt in der Schweiz frei stehen darf und ob Wildcampen in der Schweiz überhaupt erlaubt ist.
In der Schweiz ist das Übernachten im Van (oder Wohnmobil oder Auto mit Dachzelt), insbesondere auf Pässen, nicht einheitlich geregelt und hängt stark von den jeweiligen kantonalen und kommunalen Vorschriften ab. Hier sind die wichtigsten Punkte:
Wildcampen und Übernachten im Van
- Allgemeine Regelung: Wildcampen in der Schweiz ist grundsätzlich nicht verboten, jedoch unterliegt es spezifischen Einschränkungen. Es ist erlaubt, für eine oder zwei Nächte auf unkultiviertem Land zu campen, solange man sich an die Regeln hält.
- Kantonale Unterschiede: Die Gesetze variieren stark zwischen den Kantonen. In einigen Kantonen wie Appenzell und Bern ist Wildcampen generell nicht erlaubt, während in anderen wie Aargau und Obwalden das Übernachten mit dem Van auf öffentlichen Parkplätzen für eine Nacht gestattet ist.
- Alpenpässe: Das Übernachten auf Alpenpässen kann ebenfalls unterschiedlich gehandhabt werden. In vielen Fällen ist es möglich, solange man sich an die lokalen Vorschriften hält und keine Naturschutzgebiete oder militärischen Sperrzonen betrifft.
- Notbiwakieren: In Notfällen ist das Übernachten ohne Zelt (Notbiwakieren) in der Regel erlaubt, was bedeutet, dass man im Freien schlafen kann, wenn man beispielsweise durch Wetterbedingungen dazu gezwungen wird.
Was ist der Unterschied zwischen Wildcamping und Freistehen?
Wenn man die Antwort in einem Satz zusammen fassen möchte: unter den Begriffen Wildcamping und Freistehen versteht man eigentlich dasselbe!
Allerdings denkt man beim Begriff Wildcamping, dass man sich in der Natur mit seinem Van oder Wohnmobil genauso verhalten kann, wie es auf einem Camping Platz möglich ist. Gerade durch Beiträge auf Social Media Plattformen wie YouTube, TikTok, Facebook oder Instagram erhält man einen völlig falschen Eindruck vom Wildcamping.
Dort sieht man Bilder von Fahrzeugen, die (so sieht es jedenfalls aus) ganz alleine in der unberührten Natur stehen, Stühle und Tisch stehen vor dem Van, die Markise ist ausgefahren, die Außenküche oder sogar der Grill sind draußen aufgebaut, Lichterketten um Bäume und die Markise gewickelt, die Flasche Wein dazu – diese Bilder suggerieren, dass es nichts schöneres gibt, wie mit seinem Fahrzeug in der Natur zu stehen und das Leben zu genießen.
Das ist allerdings Camping – wie man es auf einem Campingplatz oder einem privaten Grundstück machen kann – nicht aber in einem Waldstück oder auf einem Pass. Und gerade, weil Wildcampen in der Schweiz meist nur geduldet ist, sollte man all sein Zeug im Auto lassen und das Fahrzeug nur zum Schlafen nutzen, um am nächsten Morgen weiter zu fahren oder zur Wanderung aufzubrechen.
Wo ist das Wildcampen in der Schweiz nicht erlaubt?
In der Schweiz sind die Gesetze, was das Thema Wildcampen in der Schweiz und frei Stehen angeht, nicht einheitlich geregelt. In den allermeisten Regionen ist das freie Stehen bzw. Übernachten im PKW nur geduldet. Allerdings gibt es Teile der Schweiz, wo es überhaupt nicht erlaubt ist – das sind:
– im schweizerischen Nationalpark
– in einem Naturschutzgebiet
– in Jagdgebieten
– in Ruhezonen für das Wild
– in Biotopen (Flachmoor, Hochmoorbiotope von nationaler Bedeutung)
– in militärischen Sperrzonen
– und generell überall dort, wo durch Schilder und Hinweise ein Betretungsverbot ausgesprochen ist.
Auf der Webseite map.geo.admin.ch sind u.a. die Schutzgebiete wie Trockenwiesen, Jagdbanngebiete, Flach- und Hochmoore, Nationalparks und Wildruhezonen in einer detaillierten Karte dargestellt.
Wie kann ich mich vor Ort über die lokalen Regelungen für Wildcampen informieren?
Um sich vor Ort über die lokalen Regelungen für Wildcampen in der Schweiz zu informieren, gibt es mehrere effektive Ansätze:
Informationsquellen
- Gemeindebehörden: Der sicherste Weg ist, direkt bei der zuständigen Gemeindeverwaltung nachzufragen. Diese können spezifische Informationen zu den Vorschriften und eventuell notwendigen Genehmigungen geben.
- Polizeistellen: Auch die örtliche Polizeistelle kann Auskunft über die geltenden Bestimmungen geben, insbesondere in Bezug auf Sicherheit und lokale Verordnungen.
- Online-Ressourcen: Websites wie TCS Schweiz bieten umfassende Informationen zu den Regelungen in den verschiedenen Kantonen. Diese Seiten sind nützlich, um einen Überblick über die allgemeinen Bestimmungen und spezifische Einschränkungen zu erhalten.
Tipps zur Informationsbeschaffung
- Frühzeitig informieren: Es ist ratsam, sich bereits vor der Anreise über die lokalen Gesetze zu informieren, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden.
- Kantonale Unterschiede beachten: Da die Regelungen in der Schweiz kantonal und oft sogar kommunal variieren, sollte man sich über die spezifischen Vorschriften zum Thema Wildcampen in der Schweiz des jeweiligen Kantons informieren.
- Nachhaltigkeit und Respekt: Achte darauf, die Natur zu respektieren und keine Abfälle zu hinterlassen. Dies kann helfen, das Recht auf Wildcampen auch in Zukunft zu sichern.
Durch diese Maßnahmen können Sie sicherstellen, dass Ihr Wildcamping-Abenteuer in der Schweiz sowohl legal als auch respektvoll gegenüber der Umwelt ist.
Tipps zum Freistehen und Wildcampen in der Schweiz
Da die Regelungen rund um das Freistehen in der Schweiz teilweise etwas komplex sind, empfehlen wir, bei jeder Übernachtung folgende Hinweise zu beachten:
- Kontakt zu Menschen vor Ort: Eigentlich der wichtigste Punkt: Wenn du dich in der Nähe eines Bauernhofes oder einer bewohnten Gegend aufhältst, lohnt es sich, den Kontakt zu den Menschen vor Ort zu suchen. Oft klären sich Bedenken schnell, weil da auf einmal ein „fremdes“ Auto steht, du kannst selbst entspannter stehen ruhiger schlafen und du hast zusätzlich die Chance, interessante und schöne Begegnungen zu machen.
- Waldwege und Waldstraßen: Das Befahren von Waldwegen und Waldstraßen ist in der Schweiz grundsätzlich untersagt. Auch wenn kein Schild am Eingang ein Verbot ausspricht, bedeutet das nicht, dass du diese Wege und Straßen befahren darfst.
- Keine Wiesen befahren: Suche Stellplätze auf befestigten Wegen oder Straßen. Wiesen und Felder sind oft im Besitz von Landwirten, die es bevorzugen, wenn du vorher um Erlaubnis fragst, bevor du dort parkst.
- Hinterlasse keinen Müll: Entsorge deinen Müll niemals in der Natur, sondern nimm ihn wieder mit. Sammle auch, wenn möglich, herumliegenden Abfall ein – auch wenn er nicht von dir stammt.
- Toilettenpapier: Solltest du in der Natur eine Notdurft verrichten müssen, hinterlasse kein Toilettenpapier in der Umgebung. Nimm das benutzte Papier immer mit und entsorge es.
- Menschliche Hinterlassenschaften: Wenn du keine mobile Toilette dabei hast, vergrabe deine Ausscheidungen mit einem Spaten. So vermeidest du, dass die Natur und andere Besucher von deinen Hinterlassenschaften beeinträchtigt werden.
- Schilder mit dem Hinweis „Camping verboten“: Auch wenn du denkst, dass dein Van oder Land Rover Defender nicht wie ein typisches weißes Wohnmobil („Weißware“) aussieht – respektiere das Verbotsschild und suche dir einen andere Platz zum Übernachten.
Empfehlungen
- Informieren vor Ort: Vor dem Übernachten sollte man sich immer bei der lokalen Gemeinde oder der Polizei erkundigen, um sicherzustellen, dass man die geltenden Vorschriften beachtet.
- Respekt vor der Natur: Es wird empfohlen, ökologisch sensible Bereiche zu meiden und den Platz sauber zu hinterlassen. Dies schließt die ordnungsgemäße Entsorgung von Abfällen und Grauwasser ein.
Insgesamt ist es wichtig, gut informiert zu sein und respektvoll mit der Natur umzugehen, um das Übernachten im Van – das Wildcampen in der Schweiz zu genießen.