Ein Preis für die Wildnis: Wie Natur weltweit zur Luxusware wird
Eintrittsgelder für Natur - bald auch in Europa? Noch ist der Zugang zur Basteibrücke im Elbsansteingebirge kostenfrei. | Bild © Julius Silve, Pixabay

Ein Preis für die Wildnis: Wie Natur weltweit zur Luxusware wird

Aktualisiert am 11.08.2025 | Lesezeit: 2 min | Dieser Artikel kann Partner-Links enthalten. Wenn sie über diese Links etwas buchen oder kaufen, erhalten wir eine kleine Provision. Für sie entstehen dadurch keine Mehrkosten und sie können so unsere Arbeit unterstützen. Dankeschön. | Schreibe einen Kommentar

Früher galten Naturlandschaften als Allgemeingut, frei zugänglich für jeden, der sie erkunden wollte. Doch dieser Gedanke wandelt sich. Immer mehr Länder weltweit erheben nun Eintrittsgebühren für ihre Naturschönheiten.

Das Ziel: den Massentourismus regulieren, die fragile Umwelt schützen und Einnahmen für den Erhalt dieser einzigartigen Orte generieren. Neuseeland und die USA gehen dabei besonders voran und setzen auf ein Modell, das internationale Gäste stärker zur Kasse bittet als Einheimische.

Neuseeland: Eine neue Ära des Naturschutzes

Neuseeland, lange bekannt für seine unberührte und offene Natur, vollzieht einen klaren Wandel in seiner Tourismuspolitik. Seit Ende 2024 müssen internationale Reisende eine höhere Tourismus- und Naturschutzgebühr entrichten – ein deutlicher Preisanstieg, der direkt in den Schutz und Erhalt der Natur investiert werden soll. Doch damit nicht genug: Ab 2027 plant die Regierung, für den Zugang zu ikonischen Orten wie dem Milford Sound oder dem Tongariro Alpine Crossing zusätzliche Eintrittsgelder zu verlangen, die ausschließlich ausländische Besucher betreffen.

Diese Maßnahmen stoßen auf gemischte Reaktionen. Die Regierung argumentiert, dass die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern dringend benötigt werden, um die Infrastruktur zu pflegen und die Natur zu schützen, die unter dem hohen Besucherandrang leidet. Auf der anderen Seite befürchten Tourismusverbände, dass die steigenden Kosten Reisende abschrecken und sich negativ auf die Attraktivität des Landes auswirken könnten.

USA: Einheimische vor Fremde

Auch die USA setzen auf eine Preisdifferenzierung. Hier sollen höhere Eintrittsgelder für internationale Besucher die Nationalparks finanzieren. Die offizielle Begründung lautet, dass amerikanische Bürger bereits durch ihre Steuergelder zur Pflege der Parks beitragen und daher preislich entlastet werden sollen.

Die zusätzlichen Einnahmen sollen dazu beitragen, die Nationalparks, die seit Jahren mit knappen Budgets zu kämpfen haben, dringend benötigte Infrastrukturprojekte umzusetzen. Dieser Ansatz wirft jedoch Fragen auf: Wie werden sich die höheren Kosten auf die Besucherzahlen aus dem Ausland auswirken? Und wie sehr verändert sich das Bild der Parks, wenn der Besuch für manche Reisende zum Luxus wird?

Europa: Städte als Freilichtmuseen

Auch in Europa lässt sich eine ähnliche Entwicklung beobachten, wenn auch in einer etwas anderen Form. Hier liegt der Fokus weniger auf Naturlandschaften als vielmehr auf überlaufenen Städten und Sehenswürdigkeiten. Das Ziel ist es, den Massentourismus zu regulieren, Einnahmen zu generieren und die Lebensqualität der Anwohner zu sichern.

Ein prominentes Beispiel ist Venedig in Italien, das seit 2024 für Tagesbesucher eine Eintrittsgebühr erhebt. Dieser „Eintritt“ in die Stadt soll dazu beitragen, die Menschenmengen zu steuern und die historische Altstadt zu entlasten. Ähnliche Überlegungen gibt es in Sevilla, wo über eine Gebühr für den Zugang zur berühmten Plaza de España nachgedacht wird, um damit die Kosten für Restaurierungen zu decken.

In vielen europäischen Städten, darunter Paris und Amsterdam, werden zudem höhere Tourismusabgaben oder Bettensteuern erhoben, deren Einnahmen in den Umweltschutz und die städtische Infrastruktur fließen. Auch die Steuerung von Besucherströmen durch Zeitfenster, wie am Beispiel der Athener Akropolis, zeigt, dass der Zugang zu Europas Kulturschätzen zunehmend reguliert wird.

Hinzu kommt die geplante europäische Reisegenehmigung ETIAS, die voraussichtlich ab 2026 für Einreisende aus bestimmten Ländern kostenpflichtig wird. Auch wenn diese Gebühr nicht direkt an den Besuch einer bestimmten Landschaft gekoppelt ist, spiegelt sie doch den generellen Trend wider, für die Nutzung öffentlicher Räume und Infrastrukturen zunehmend einen finanziellen Beitrag zu verlangen.

Was Natur wirklich wert ist

Die Beispiele aus Neuseeland, den USA und Europa verdeutlichen einen globalen Trend: Der Besuch von atemberaubenden Landschaften und Kulturschätzen wird zunehmend zu einer Frage des Preises. Ob diese Strategie langfristig erfolgreich ist und ob die zusätzliche Belastung für Reisende tatsächlich dazu führt, dass die Natur und die historischen Städte besser geschützt werden, bleibt abzuwarten.

Eines ist jedoch klar: In einer Welt, in der nachhaltiger Tourismus immer wichtiger wird, ist der Preis für die Wildnis ein zentraler Diskussionspunkt. Es stellt sich die Frage, wie wir das Gleichgewicht zwischen Zugänglichkeit, Erhaltung und Wertschöpfung in Zukunft gestalten wollen.


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